1. Retrospektive Helmut Hainzer (1959-2019), 8.4.2022, Eugenio, Wien.



Ein Event, wie es für den Beginn einer Kampagne nicht besser hätte stattfinden können. Ein kleiner, aus Pandemiegründen sehr selektiv ausgewählter Mix aus KunstexpertInnen, Verwandten und FreundInnen Helmut Hainzers traf sich am 8. April in der stimmigen Atmosphäre der Vinothek Eugenio in Wiens Zentrum, um sich die erste offizielle Retrospektive des 2019 verstorbenen Künstlers anzusehen.




Helmut Hainzer hat über 700 Werke hinterlassen, vielleicht noch mehr. An der Aufarbeitung des Nachlasses wird nach wie vor gearbeitet. Der vielseitig begabte Künstler, der auch als Choreograph, Bühnenbildner und Regisseur tätig war, hatte sein Werk mit wenigen Ausnahmen vor der Öffentlichkeit verborgen, liess selbst Interessenten nicht heran. Der Prager Agenturchef Günther Krumpak erinnerte in seiner Laudatio an Hilma af Klint, die als erste in der Kunstgeschichte 1905 abstrakt zu malen begann, noch vor Mondrian, Picasso oder Kupka, und verfügte, dass ihre Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tode der Öffentlichkeit vorgestellt werden dürften.



„Hainzer hat seine Emotionen auf die Leinwand geknallt“, sagte Krumpak, und sprach über biographische Details des einstigen erfolgreichen Investmentbankers, der von einem Tag auf den anderen die Karriere hinschmiss, um sich der Kunst zu widmen.
Der Villacher aus gutbürgerlichem Hause – der Vater bei Mercedes, die Mutter Couturière – zog nach Wien, studierte bei Oswald Oberhuber an der Angewandten und etablierte sich durchaus gekonnt in jener Szene, die man braucht, um zu einem bekannten Namen zu werden. Er versuchte sich im ORF, produzierte Einiges, das ihm unter den Füssen weggezogen wurde, wollte oder konnte die Spielchen der Karrieristen des Medienkonzerns nicht mitspielen. Er wollte das werden, was er auf einem seiner Jugendfotos signalisiert, wo er dandyhaft auf der Kühlerhaube seines Mercedes posiert: Berühmt werden. Aber immer wenn es zum Durchbruch hätte kommen können, machte er einen Rückzieher. Einer seiner besten Freunde, ein emeritierter Professor an der London School of Economics und später an einer Kunsthochschule, erzählte, wie er gerne Bilder gekauft hätte, das höchst sehenswerte Atelier besichtigen wollte – und sich schliesslich mit einem geschenkten Kleinformat begnügen musste.
Die Staffelei war Hainzers mentale Stütze, die Bilder sein Psychogramm, der Seismograph der Erschütterungen, die ansonsten kaum jemand wahrnahm, die er dem Rest der Welt grösstenteils vorenthielt. Wenn man Helmut Hainzer kannte, als Kraftlackel, blühendes Leben, laute, sichere Stimme, klare Meinungsbildung, beliebt, hätte man die fragile Natur dieser Psyche kaum erahnt. In den Titeln ist allerdings immer wieder von Beengtheit die Rede, „Korsett“ heisst einer der Zyklen, und „Danger“, „Erstarrt“ ein Bild, „Zerfall“ ein anderes, mehrere befassen sich mit dem Nahostkonflikt und mit Terror.
Einen Schauspieler hatte ihn einer seiner besten Freunde schon in Jugendjahren genannt, gar nicht negativ gemeint. Hainzer war nie arrogant, nie eingebildet, vermutlich zu ehrlich. Seine Freundschaften mit Winnie Markus, Dolores Schmidinger oder Susanne Widl waren keine Zweckfreundschaften, sie waren echt, keine Verkaufsplattformen. Seine Bank-Vergangenheit zwang ihn nicht dazu, mit Kunst Geld zu verdienen. Vielleicht hätte er als armer Schlucker mehr erreicht?
Sein Atelier ist eine unglaubliche Fundgrube, aus dem Chaos hat sich Grossartiges herausgeschält. Sein Werk wird nun nach und nach der Öffentlichkeit vorgestellt, ein Werkskatalog wird geraume Zeit in Anspruch nehmen. Geplant sind auch „Gespräche im Atelier“ mit Menschen aus seiner Umgebung und eine Reihe von kunsthistorischen Vorträgen.


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